Bericht zur Zukunftswerkstatt der AGHPT am 15. März 2025 in Berlin unter dem Leitgedanken: „Weichen für die Zukunft stellen“
Am 15. März 2025 kamen 17 engagierte Vertreter*innen aus den Mitgliedsverbänden der AGHPT zu einem ganztägigen Workshop in Berlin zusammen, um gemeinsam über die zukünftige Ausrichtung der Arbeitsgemeinschaft Humanistische Psychotherapie (AGHPT) zu beraten. Ziel war es, nach 15 Jahren Bestehen der AGHPT Bilanz zu ziehen und eine strategische Neuausrichtung anzustoßen.
Der Workshop stand unter der professionellen Moderation von Christoph Beck (Unternehmensberater) und fand in einer offenen, konstruktiven und engagierten Atmosphäre statt. Teilnehmende waren Vorstandsmitglieder, Delegierte, AG-Leiter*innen sowie interessierte Einzelmitglieder. Die Ergebnisse flossen unmittelbar in die am Folgetag stattfindende Mitgliederversammlung ein und bilden eine tragfähige Basis für zukünftige Entscheidungen.
Rückblick und Selbstverständnis
Einen besonderen Raum nahm der Rückblick auf die Gründung der AGHPT ein. Gründungsmitglieder wie Jürgen Kriz, Manfred Thielen, Dorothea Bünemann und Karl-Heinz Schuldt berichteten eindrucksvoll von den damaligen Beweggründen: Die Gründung der AGHPT war eine Reaktion auf die Verweigerung des Wissenschaftlichen Beirats Psychotherapie, die humanistischen Verfahren als wissenschaftlich fundiert anzuerkennen – ein Akt der Gegenwehr gegen den damaligen psychotherapeutischen Mainstream und den politischen Einfluss anderer, bereits anerkannter Richtungen.
Die AGHPT verfolgt seither zwei Zielsetzungen: Sie tritt dem Ausschluss und der Diskreditierung der humanistischen Ansätze entgegen und verurteilt, dass gleichzeitig Teile ihrer Praxis durch andere Therapierichtungen vereinnahmt werden. Ein zentrales Ziel bleibt die wissenschaftliche Anerkennung durch die deutschen Gremien. Die AGHPT steht weiterhin für ein humanistisch geprägtes, integratives und berufsgruppenübergreifendes Verständnis von Psychotherapie und Beratung.
Zentrale Fragestellungen des Workshops
- Im Mittelpunkt der Zukunftswerkstatt standen folgende Leitfragen:
- Wie kann die AGHPT ihre Attraktivität und ihren Nutzen für Mitglieder weiter steigern?
- Wie gelingt ein fruchtbares Zusammenwachsen der Verbände zwischen Verbundenheit und Eigenständigkeit?
- Für wen engagiert sich die AGHPT konkret – Approbierte, Heilpraktikerinnen, Beraterinnen, Supervisorinnen, Coaches?
- Wie positionieren wir uns gegenüber dem Ziel der wissenschaftlichen Anerkennung?
- Wie gelingt der Generationenwechsel – auch im Hinblick auf anstehende Neubesetzungen 2026?
Diese Fragen wurden in wechselnden Kleingruppen differenziert bearbeitet und konkrete Handlungsfelder identifiziert und priorisiert.
Ergebnisse: Sechs Handlungsfelder – drei Prioritäten
Im Ergebnis kristallisierten sich sechs zentrale Aufgabenfelder heraus, die im Anschluss priorisiert wurden:
- Humanistische Psychotherapie begeistert – Sichtbarkeit und Außenwirkung stärken
Die AGHPT möchte Begeisterung für die humanistische Psychotherapie wecken und ihre Werte sichtbar machen. Durch gezielte Öffentlichkeitsarbeit fördern wir Interesse, Austausch und Engagement. Das beinhaltet u.a. die Modernisierung unserer Website. Darüber hinaus stärken wir unsere Sichtbarkeit durch die Durchführung von Kongressen, Tagungen und thematischen Veranstaltungen. Ergänzt wird dies durch eine gezielte Social-Media-Strategie, mit der wir insbesondere auch jüngere Zielgruppen ansprechen wollen.
So transportieren wir humanistische Werte nach außen und machen deutlich, wie lebendig und relevant die humanistische Psychotherapie heute ist. - Professionalisierung der AGHPT
Die AGHPT vertritt als Institution in Deutschland die Humanistische Psychotherapie und Psychologie. Hierfür ist neben dem ehrenamtlichen Engagement eine professionelle Struktur mit Personal und entsprechender Finanzausstattung aufzubauen. Strategien für Fundraising, Spendenwerbung und Förderung durch öffentliche Geldgeber sind hierfür notwendige Grundlagen. - Berücksichtigung und Integration aller Berufsgruppen
Die AGHPT öffnet sich für alle, die sich für humanistische Psychotherapie interessieren – unabhängig von Beruf oder Qualifikation. Ziel ist es, die Vielfalt innerhalb der Mitgliedschaft sichtbar zu machen und gezielt anzusprechen. Neben approbierten Psychotherapeutinnen richtet sich das Angebot auch an Heilpraktikerinnen, Beraterinnen, Coaches und Supervisorinnen. Zur besseren Einbindung dieser Vielfalt ist die Bildung von Sektionen geplant. - Berufspolitisches Engagement und wissenschaftliche Anerkennung
Die AGHPT setzt sich für die wissenschaftliche Anerkennung der humanistischen Psychotherapie ein. Dieses Engagement zeigt sich unter anderem in der aktiven Mitarbeit in Gremien und Beiräten, etwa der Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK) sowie der Sektion Klinische Psychologie II (GK II) der Fachgesellschaft für Psychologie als auch in der Förderung des akademischen Nachwuchses. - Wissen und Methoden teilen – Austausch intensivieren
Ein zentrales Anliegen der AGHPT ist es, den fachlichen Austausch unter den Mitgliedern und Interessierten deutlich zu intensivieren. Dazu gehört der Aufbau einer umfassenden Wissensdatenbank, die als zentrale Informationsquelle und Nachschlagewerk dient. Zudem arbeitet die AGHPT daran, öffentliche Informationsquellen wie Wikipedia zu verbessern, um die Sichtbarkeit humanistischer Ansätze zu erhöhen. - Positionierung im politisch-gesellschaftlichen Kontext
Die AGHPT bringt sich aktiv in beruflich und gesellschaftlich relevante Gremien ein und bezieht Stellung zu aktuellen politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen. Ziel ist es, humanistische Werte und Haltungen sichtbar zu machen und diese in öffentliche Diskurse einzubringen – als Beitrag zu einem menschenwürdigen, werteorientierten Umgang in Psychotherapie, Beratung und Gesellschaft.
Für die drei am höchsten priorisierten Felder (1–3) wurden bereits konkrete Verantwortliche gefunden, die sich als Ansprechpersonen und Koordinatorinnen zur Verfügung stellen.
Fazit und Ausblick
Der Workshop stellt einen wichtigen Schritt in der Weiterentwicklung der AGHPT dar. In intensiver Zusammenarbeit wurden tragfähige Konzepte für die Zukunft entwickelt, die sowohl an der historischen Identität der AGHPT als auch an den aktuellen Herausforderungen anknüpfen.
Die engagierte Beteiligung, die neu entstandene Motivation sowie die klare Priorisierung der Handlungsfelder zeigen: Die AGHPT ist bereit, sich weiterzuentwickeln. Die Ergebnisse des Workshops bieten dem neu gewählten Vorstand eine fundierte Grundlage für die Umsetzung künftiger Projekte.
Die AGHPT wird auch in Zukunft für die Vielfalt der humanistischen Psychotherapie und Beratung einstehen – wissenschaftlich fundiert, politisch wachsam und menschlich zugewandt.
Berlin, Mai 2025
Arbeitsgemeinschaft Humanistische Psychotherapie (AGHPT)