Leserbrief von Prof. Jürgen Kriz zu einer missverständlichen Formulierung im Artikel von Petra Bühring im Ärzteblatt:

An das Deutsche Ärzteblatt/PP

In dem informativen Beitrag wurde ich mit zwei Teilsätzen zitiert, die in ihrer Kombination allerdings den falschen Eindruck erzeugen könnten, die AGHPT habe im Antrag auf Anerkennung der „Humanistischen Psychotherapie“ beim Wissenschaftlichen Beirat Psychotherapie (WBP) keine oder kaum randomisiert-kontrollierte (RCT) Studien vorgelegt.

Selbstverständlich hat sich der Antrag der AGHPT nach dem Methodenpapier des WBP gerichtet und daher vor allem RCT-Studien vorgelegt. Mein Hinweis, dass RCT-Studien eigentlich „nicht adäquat“ sind, um die Wirksamkeit der Humanistischen Psychotherapie voll zu erfassen, zielt darauf, dass mit der RCT-Methodik die tatsächlichen Effekte eher unterschätzt werden. Die Stärke dieser Methoden liegt in einer Entfaltung therapeutischer Wirkprinzipien in einem kontextspezifischen, nicht-linearen Modell von Veränderung. Durch die RCT-Methodik wird dies auf die Anwendung notwendig inhaltlich und zeitlich normierter Vorgangsweisen reduziert, die entgegen dem kontextuellen Modell lineare Ursache-Wirkungs-Mechanismen unterstellen. Allerdings zeigt die Forschung, dass die Methoden der Humanistischen Psychotherapie selbst unter diesem restringierten RCT-Ansatz in ihrer Wirkung den Richtlinienverfahren ebenbürtig sind (wobei die viel interessanteren differentiellen Effekte der unterschiedlichen Verfahren bei der Betrachtung rein quantitativer Wirksamkeit leider weitgehend unbeachtet bleiben).

gez.
Univ.-Prof. em. Dr. Jürgen Kriz
Universität Osnabrück

12.11.2012