Aktuelles

Erste Österreichische Fachtagung der Humanistischen Psychotherapien: „BEGEGNUNGEN“ in Wien


Am 04. und 05. April 2025 findet die Erste Österreichische Fachtagung der Humanistischen Psychotherapien unter dem Titel „BEGEGNUNGEN“ statt. 180 Expert:innen treffen in der Bundeshauptstadt zusammen, um ihre Kräfte im Gesundheitswesen in Zeiten großer gesundheitlicher, gesellschaflicher und politischer Herausforderungen zu bündeln.

Info

Im Rahmen der Ersten Fachtagung der Humanistischen Psychotherapien bietet sich die Gelegenheit der Online-Teilnahme bei den Vorträgen der international renommierten Keynote Speaker Heidi Levitt (USA) und Thomas Fuchs (D)
Anmeldung für die Online-Teilnahme auf der Tagungswebsite:
https://humanistische-psychotherapien.at
Kosten: € 60,-
Keynote Heidi Levitt
The Necessity of Humanistic Psychotherapy:  Its Contributions to Feminist-Multicultural Therapy and to the Science of Psychotherapy
Wann: Freitag, 04. April 2025
Uhrzeit: 12:00-13:30
Wo: virtuell via Zoom
Heidi Levitt ist international anerkannt für ihre Arbeiten zur Prozessforschung und LGBTQ+ Studien. Sie wurde u.a. von der American Psychological Association für ihre Beiträge zur qualitativen Psychotherapieforschung ausgezeichnet.

Keynote Thomas Fuchs
Phänomenologie – Eine gemeinsame Basis für die Psychotherapien?
Wann: Samstag, 05. April 2025
Uhrzeit: 09:30-11:00
Wo: virtuell via Zoom
Thomas Fuchs ist bekannt durch seine phänomenologische Forschung und seine Schriften zur Psychiatrie, darunter sein Werk „Das Gehirn – ein Beziehungsorgan“, das international Anerkennung fand

  – Vielfalt stärkt Entwicklung

WEBINAR HUMAN-ONLINE am Donnerstag, den 12. Juni 2025 von 19.30-21.30 Uhr

Humanistische Psychotherapie und Beratung mit Kindern!

Die zunehmenden psychischen Auffälligkeiten bei Kindern und Jugendlichen, die durch pandemiebedingte Belastungen noch verstärkt wurden, erfordern fachliche Aufmerksamkeit und innovative Konzepte. Gesellschaftliche Veränderungen beeinflussen maßgeblich das psychische Erleben und die Beziehungsstrukturen. Dies spiegelt sich deutlich in den Erkrankungsstatistiken bei Kindern und Jugendlichen wider, während gleichzeitig ein wachsender Mangel an fachgerechter psychotherapeutischer Behandlung zu verzeichnen ist.

Theoretische Grundlagen und praktische Herausforderungen

Haben die Humanistischen Verfahren, die traditionell auf Erwachsene fokussiert sind, eigene theoretische Konzepte für jüngere Altersgruppen entwickelt? Ist dafür ein Paradigmenwechsel in der bisherigen theoretischen Ausrichtung auf Erwachsene erforderlich? Was fehlt an den theoretischen Konzepten, um mit dieser Klientel zu arbeiten? Welche Erfahrungen sammeln humanistische Psychotherapeutinnen und Beraterinnen im praktischen Anwendungsfeld? Welche Spezifika ergeben sich für eine Theorie in der praktischen Anwendung?

Diskurs und Perspektiven

Das Webinar lädt zum Diskurs ein zwischen den Perspektiven eines in der Niederlassung tätigen Kinder- und Jugendtherapeuten mit musikgestalttherapeutischem Hintergrund und einer Kinderpsychologin, die eine logotherapeutische Ausbildung einbringt.

Gemeinsam möchten wir über Schnittstellen zwischen Bindungstheorie, Entwicklungspsychologie und humanistischer Phänomenologie ins Gespräch kommen und folgende Aspekte beleuchten:

Schlüsselaspekte der humanistischen Arbeit mit Kindern

  • In den humanistischen Verfahren geht es um die Aktivierung organismischer Selbstregulation. Säuglinge kommunizieren über Körperspannung, Blickkontakt und Mikrogesten – die Aufgabe ist es, diese nonverbale Sprache zu übersetzen und sichere Beziehungsräume zu schaffen.
  • Frühe Interventionsmöglichkeiten sind in unseren gesellschaftlichen Strukturen besonders im Bereich des Kindergartens zunehmend Thema einer gesunden seelischen, körperlichen und geistigen Förderung. Deshalb sind auch Erzieher*innen wichtige Gesprächspartner in der prophylaktischen Arbeit.
  • Das Erschaffen eines experimentellen Raumes, beispielsweise durch die Verwendung von Musik, unterstützt die in den humanistischen Verfahren betonte Beziehungsbildung als wichtige Hilfestellung für Jugendliche, die aufgrund ihrer Entwicklungsphase mit Abgrenzung und Identitätsfindung beschäftigt sind.

Einladung zum fachlichen Austausch

Wir freuen uns auf Ihr Interesse und einen bereichernden fachlichen Austausch zu diesem wichtigen Thema.

2 Fortbildungspunkte für das Curriculum Humanistische Psychotherapie / Counselor. 

Bitte anmelden unter E-Mail: altenkirch@aghpt.de

Einwahllink für das WEBINAR:

https://us02web.zoom.us/j/84739164318?pwd=xSf8T9smbIRquL409mvIa3vMo7FDAV.1

Meeting-ID: 847 3916 4318

Kenncode: 313319

Referent *innen

Heino Pleß-Adamczyk:

Kinder- und Jugend-Psychotherapeut
Gestalt-Musiktherapeut
Ausbilder am Institut für Gestalttherapie und Gestaltpädagogik (IGG) in Berlin niedergelassen mit eigener Praxis
Verheiratet, ein erwachsener Adoptivsohn.



Elena Schubert:

tätig als Kinder -und Jugendpsychologin im Trebbiner Kinder -und Jugendheim.
Ausgebildet in der Existenzanalyse und Logotherapie.
Ehrenamtliche Mitwirkung in der Logotherapeutischen Beratungsstelle in Berlin.


Dorit Göbel:

Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin
Körperpsychotherapeutin – Integrative Biodynamik, Somatic Experiencing,
Prä- und Perinatal- Psychologie, Bindungsanalytikerin
psychoanalytische Paar- und Familientherapeutin
niedergelassen in eigener Praxis in Kassel
zwei erwachsene Kinder

Humanistische Psychotherapie:

beziehungsfokusiert, körperbasiert und integrativ

Bericht von der Fachtagung am 06. und 07. September 2024

Wieder einmal zeigte sich die Sigmund-Freud-Universität in Berlin offen für eine Veranstaltung mit einem zu der eigenen therapeutischen Orientierung differenten therapeutischen Menschenbild und Therapieverständnis. Zur Freude der Arbeitsgemeinschaft Humanistische Psychotherapie (AGHPT) waren viele zukünftige Kolleg*innen (Studierende, PiAs) an den grundlegenden Konzepten der Humanistisch-psychologischen Psychotherapie und den Diskussionen mit ältere Kolleg*innen interessiert.Als versierter Kenner und Vertreter der Humanistischen Psychotherapie (HPTh) spannte Jürgen Kriz einen Bogen über „Historisches – Gegenwärtiges – Zukünftiges“. Für viele unbekannt: Die Ursprünge und Grundlagen der HPTh stammen aus dem Deutschland der Vorkriegszeit und kamen über die USA später „zurück“ zu uns. Er wies auf Aspekte des eigenständigen Menschenbildes der HPTh hin mit Folgen für ein Forschungsdesign, dass nämlich menschliches Verhalten nicht wesentlich auf die Kontrolle von Stimulusbedingungen oder Verstärkermechanismen zurückzuführen ist, sondern als (aus der Sicht der handelnden Person) konstruktive und sinnvolle Antwort auf eine Situation gesehen wird. Die Erkundung dieses Sinns und damit der kritischen Reflexion des Verhaltens und der maßgeblichen Emotionen leite u.a. den Therapieprozess. Dort ist weniger Manualtreue gefragt, sondern die kreative Fähigkeit zur Kombination von Methoden und Techniken im Zusammenhang mit dem jeweiligen Kontext. Die einzelnen Ansätze der HPTh lassen sich so als spezifische Ausdifferenzierung der Grundfrage verstehen: „Wie wird inneres Erleben (einschließlich des Erlebens der äußeren Gegebenheiten) angemessen und kongruent zur Sprache gebracht?“

Die Anforderungen an dafür nötige Kompetenzen standen im Zentrum des zweiten Vortrags. Ernst Diebels referierte über „Allgemeine Wirkgrößen und Schlüsselkompetenzen für erfolgreiche Psychotherapie“. Ein kritischer Blick galt den Schwächen des RCT-Studiendesigns, das zwar gerne als „Doppelblind-Studiendesign“ bezeichnet wird, in Wahrheit aber dieses Etikett nicht verdienen könne. Schließlich wisse – z.B. – jeder Therapeut/jede Therapeutin, welche Art von Behandlung er/sie gerade durchführe – und entsprechend wüssten in der Regel auch Patient*innen, an welcher Maßnahme sie teilnähmen. Sein Credo: Kompetenzen aus der Kenntnis der allgemeinen Wirkfaktoren ableiten, deren Überlegenheit über verfahrensspezifische Faktoren sich in Metaanalysen deutlich erwiesen habe.

Der wissenschaftlichen Forschung widmete sich Otto Glanzer in „Forschungsstrategien für die Humanistische Psychotherapie“. Durch die Bevorzugung bestimmter Forschungsmethoden auf Grund von Interessenslagen sei es in Deutschland zu einer Schieflage in der Forschung gekommen. Auch die Novellierung des Psychotherapeutengesetzes habe durch die Änderung der Legaldefinition von Psychotherapie von „wissenschaftlich anerkannt“ zu „wissenschaftlich anerkannt und geprüft“ die Forschung zu Verfahren außerhalb des deutschen Regelwerkes erschwert: Hiesige Anstrengungen müssten (immer noch) den Kriterien des Methodenpapiers des Wissenschaftlichen Beitrags genügen und ihre Wissenschaftlichkeit belegen, während in anderen Ländern diese Notlage nicht bestehe. Viele in Deutschland nicht „hoffähige“ Verfahren könnten im Ausland ihre Psychotherapieforschung freier auf detailliertere, weiter führende Fragestellungen richten. Ihre Ergebnisse seien dadurch wiederum für Wirksamkeitsnachweise gemäß dem deutschen Kanon nicht verwendbar.

Ein Schlaglicht auf diese „Schieflage“ warf recht konkret Manfred Thielen im Beitrag „Der Körper in der Humanistischen Psychotherapie“ – ist doch die Körperpsychotherapie als eigenständiges Verfahren im europäischen und außereuropäischen Ausland anerkannt. In die Skizzierung der Entwicklungsgeschichte der Körperpsychotherapie – von Wilhelm Reich und Elsa Gindler über Alexander Lowen zu einigen jüngeren Vertreter*innen dieser Orientierung – hat er die Bedeutung des körperlichen Erlebens für jegliche subjektive Erfahrung betont und damit auch ihre Beachtung in der Psychotherapie als unerlässlich hervorgehoben. Ihre Entwicklung stehe von Anfang an in enger Verbindung zu derjenigen der Humanistischen Psychotherapie. Folglich enthalte jede der sechs Vorgehensweisen in der HPTh Elemente und Ansätze zur Einbeziehung des Körpers. Anhand eines Fallbeispiels, bei dem der Fokus auf dem Körper lag, stellt er die Integration der sechs Ansätze dar

Nach zwei Runden mit je zwei Workshops zu den Vortragsthemen bildete eine gemeinsame Diskussion zu einem Fall den inhaltlichen Abschluss der beiden Tage. Es war nicht ganz einfach, in dieser Erörterung eine gemeinsame Zielrichtung zu finden. Erfrischend hat sich ausgewirkt, dass jüngere Kolleg*innen mit ihren Fragen und Hinweisen unerwartete Akzente gesetzt haben. Dies war für die Veranstalter insofern eine Ermunterung, als sich hier zeigte, dass die HPTh jüngere Kolleg*innen bewegen kann und sich damit wieder einmal ein Moment der Ermutigung einstellte.

„Weckruf – gegen die reduktionistische Einseitigkeit der deutschen Psychotherapie“ 

Mitte Oktober 2023 initierten Prof. Dr. Michael B. Buchholz und Prof. Dr. Jürgen Kriz einen „Weckruf“, den Sie an einen größeren Kreis von Professor:innen* im Bereich der Psychotherapie verschickten. Beabsichtigt ist, „damit jene Positionen im Diskurs unterstützt werden, die sich für den (Wieder-)Anschluss der Psychotherapie(forschung) in unserem Lande an die internationalen Standards bezüglich Methodenpluralität, Forschungs-vielfalt und Evidenzbasierung einsetzen.“

Dabei beklagen Sie: „Sinnorientierte (besonders psychodynamische und humanistische) Ansätze, die international eine bedeutende Rolle spielen und von vielen Patienten nachgefragt werden, werden somit in Deutschland marginalisiert und aus Praxis, Lehre und Forschung weitgehend ausgeschlossen.“

Der „Weckruf“ wurde inzwischen von 158 Professor:innen unterzeichnet.

Zudem unterstützen etliche Verbände und Organisationen sowie zahlreich Psychotherapeuten diesen „Weckruf“.

Link zum Weckruf

In der Dezember-Ausgabe vom Ärzteblatt /PP (2023, Seite 534) ist ein kurzer Artikel zum „Weckruf“ erschienen.

  – Vielfalt stärkt Entwicklung

Von November ´23 bis April ´24 bot die AGHPT drei Webinare kostenlos an. Die Themen aktuell:

  • Klimakrise und Klimagefühle in der Humanistischen Psychotherapie.
  • Wie gestaltet sich der Einstieg in neue Berufsfelder nach einer Humanistischen Ausbildung?
  • Migration und Flucht; Herausforderungen und Chancen für die Humanistische Psychotherapie.

Das Format:

  • Zwei Stunden, donnerstags 19.30-21.30 Uhr
  • VertreterInnen mehrerer Humanistischer Methoden gestalten einen konzentrierten Input.
  • Platz und Zeit für interaktive Übungen und Diskussion.

Die Zukunft:

  • Wir wollen dieses Format auch im nächsten Winter (´24/´25) weiterführen.
  • Unser Team braucht Verstärkung!

Melden Sie sich bis zum 01. Juli 2024 unter human-online@aghpt.de

Wir freuen uns auf Sie! Auf Euch!

Die AGHPT ist erfreut, dieses neue Buch von Jürgen Kriz vorzustellen.

Prof. Dr. Jürgen Kriz ist Ehrenmitglied und Wissenschaftlicher Beirat der AGHPT.

Jürgen Kriz: Humanistische Psychotherapie. Grundlagen – Richtungen – Evidenz.

Fachbuch
2022
203 S.
Kohlhammer. ISBN 978-3-17-036563-6

Inhaltsverzeichnis, Vorwort und Leseprobe

Humanistische Psychotherapie umfasst viele bekannte Ansätze wie Gesprächspsychotherapie bzw. Personzentrierte Psychotherapie, Gestalttherapie, Psychodrama, Transaktionsanalyse, Existenzanalyse/Logotherapie und Körperpsychotherapie. Zu jedem Ansatz gibt es zahlreiche Werke. In diesem Buch wird nun erstmals das historisch gewachsene Wurzelgeflecht aus gemeinsamen Konzepten aufgezeigt, die das ganzheitlich-humanistische Menschenbild fundieren. Mit neueren Erkenntnissen verbunden – u.a. aus der Säuglingsforschung, der Biosemiotik und der Systemtheorie – zeichnet der Autor ein konsistentes Gesamtbild der Humanistischen Psychotherapie. Ergänzt wird dies durch eine kurze Darstellung der einzelnen Ansätze sowie einiger Konsequenzen für die wissenschaftliche Diskussion zu ihrer Evidenz.

Persönliche Mitgliedschaft, Partizipationsmöglichkeiten von einzelnen Mitgliedern – so kannst Du Dich einbringen.

Humanistische PsychotherapeutInnen, ob voll ausgebildet oder in Ausbildung, können mitdiskutieren, eigene Ideen einbringen und mit gestalten. Dafür hat die AGHPT die Möglichkeit der Persönlichen Mitgliedschaft geschaffen. Wie kannst du Persönliches Mitglied werden? Was bedeutet das? Am Rande der letzten Mitgliederversammlung tauschten sich Anatoli Pimenidou (Delegierte DFP) und Kathrin Schleitzer (bereits Persönliches Mitglied) darüber aus und lassen Euch hier an ihren Gedanken teilhaben.

Wissenschaftliche Evidenz für einen fälligen Wandel in der Psychotherapieforschung und Politik

Im Februar 2021 hat Bruce E. Wampold, Emeritus der University of Wisconsin, Mitglied der American Psychological Association und Träger zahlreicher Forschungsauszeichnungen, eine beachtenswerte Evaluation des Methodenpapiers des Wissenschaftlichen Beirats Psychotherapie (WBP) verfasst. Er legt anhand von zahlreichen Metaanalysen mangelnde Evidenz der darin angewandten Kriterien und Verfahren offen, zeigt die Sackgasse der universitären Psychotherapieforschung auf sowie deren negativen Einfluss auf (versorgungs-)politische Entscheidungen.

Norbert Bowe hat dazu im bvvp Magazin (H.3, S 26-27) einen lesenwerten Beitrag verfasst (Der bvvp ist der Dachverband von 16 eigenständigen, auf KV-Ebene arbeitenden Landes- und Regionalverbänden. Mit über 5.500 Mitgliedern ist er der größte berufsgruppenübergreifende Zusammenschluss von ärztlichen, psychologischen und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut*innen).

Hier geht’s zum Beitrag  [mit freundl. Genehmigung des Autors und bvvp]