Prof. Dr. Jürgen Kriz, 29.9.2020

 

Dankesrede zum Bundesverdienstkreuz

 

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
Verehrte Mitglieder des Rates und Funktionsträger*Innen
Liebe Laudatoren, Liebe Freunde, Kolleginnen und Kollegen

Und alle, die Corona-bedingt und -ermöglicht, am PC dabei sind – von Singapore, über Riga  bis sonstwohin

Ich sage einfach DANKE!
Es ist eine Ehre und Freude für mich,-  nun auch in Deutschland – über die fachlichen Anerkennungen hinaus – mit einer so hohen Auszeichnung gewürdigt zu werden.

Aber, wie in den Laudationes schon anklang:   ich sehe mit dieser Auszeichnung auch sehr, sehr viele Menschen gewürdigt, die dazu beigetragen haben.

Persönlich: meine Frau, die mir den Rücken gestärkt und als kritische Journalistin das Gute sowie angemessene Kritik gefördert und allzu scharfe Töne bei zu viel Frust über Ungerechtigkeiten in pragmatisch bessere Pfade gelenkt hat.

Auch meine KINDER: die es nicht immer leicht hatten, mit einem so umtriebigen oft abwesenden Vater – auch wenn der, hoffentlich, in allen wesentlichen Belangen versuchte  „da zu sein“.

Gewürdigt sehe ich aber auch die vielen Weggefährten und Unterstützer in der guten Sache für eine am Menschen orientierte Humanistische Psychothera­pie in Deutschland. Repräsentiert durch die AGHPT – Arbeitsgemeinschaft Humanistische Psychotherapie – zu deren Vereini­gung aus vielen einzelnen Verbänden und Ansätzen ich beitragen durfte. Und die damit eine wichtige Stimme hat,  wenn auch der formale Stellenwert in den gesundheits­politischen Ränkespielen noch nicht angemessen erreicht ist.

DANKE!  Für all diese Unterstützung, die nun hier gewürdigt wurde.

Humanistische Psychotherapie ist ja eine von 4 psychotherapeutischen  Grundorientie­rungen – neben der Psychodynamischen-, der Verhaltens– und der Systemischen Therapie.

Als ich vor rd. 40 Jahren die erste Auflage der auch heute noch gefragten Übersicht über die PT. schrieb, war ich beeindruckt von der blühenden Vielfalt therapeutische Ansätze auch in der BRD – die faktisch die Pluralität unserer Gesellschaft widerspiegelt. Auch das Osnabrücker Modell von Psychotherapie und Klin.PSych. an der Uni, das ebenfalls vor 40 Jahren ins Leben gerufen wurde, folgte dieser pluralen Idee. Am schwarzen Brett hingen oft Zettel mit: „suche Studienplatz in Osnabrück, biete …“ und dann standen da die Namen vermeintlich viel berühmterer Unis wie Münster, Bonn, Göttingen u.a.

Das alles hat sich in Deutschland deutlich geändert. Auch viele Ärzte beklagen ein Medizinsystem, das sich zunehmend eher an Profiten und Technologien als am Menschen “Patient“ orientiert. Und je mehr die Psychotherapie hierzulande unter die Regie dieses medizinischen Systems kam, desto stärker wurde die blühende Psychotherapeutische Landschaft in eine Monokultur verwandelt.

Bereits vor etlichen Jahren habe ich auf einem Vortrag in der Schweiz gesagt: Wenn man die wundervollen Berge abträgt und in die ebenso wunderschönen Seen schüttet, erhält man ein homogenes Flachland, das sich effektiv mit einer Monokultur bepflanzen und sehr effizient abernten ließe. Aber die Frage ist doch: Wollen wir, wollen Sie so leben?

Ich bin froh, dass ich mit dazu beitragen konnte, dass nach einem rd. 2 Jahrzehnte dauernden sehr aufwändigen Verfahren, zumindest die systemtherapeutischen Blumen hierzulande wieder blühen können. Das kann aber nicht zufrieden stellen, solange die ebenfalls sehr wirksamen Ansätze der Humanistischen Psychotherapie aus Konkurrenzgründen in Deutschland – als einzigem Land in der Welt! – ausgegrenzt sind.

Denn wenn man nicht so sehr von den Interessen der PT-Verbände, Kammern und ihren Funktionären her denkt, sondern von den Menschen, die unter psychischen Beeinträchtigungen leiden, sehen wir überall in der Welt, wo professionelle Psychotherapie angeboten wird, das die im Spektrum auch anderer Methoden angebotene HPT stark nachgefragt wird.

Dort nutzen viele Patienten eine Psychotherapie, die ihre Autonomie fördert,  sich ihren Sinnkrisen widmet, die Entfremdung von sich selbst überwinden hilft sowie die Integration von körperlichen und psychischen Prozessen unterstützt. Sie wollen in ihrem Leiden verstanden  und in ihren Möglichkeiten und Ressourcen diese zu überwinden gefördert werden. Und sie wollen dabei vor allem als Menschen, also als Subjekte, angesprochen und behandelt werden.

Dass diese international anerkannte und praktizierte Humanistische Psychothera­pie, mit der ehemals auch in Deutschland zehntausende Patienten erfolgreich behandelt wurden, auch hierzulande weiterhin möglich ist und den Patienten nicht aus Konkurrenzinteressen vorenthalten wird – dafür habe ich, neben anderem sozialen Engagement,  viel Lebenszeit- und Lebenskraft eingesetzt.

Und ich sage nochmals DANKE, dass dieses Bemühen nun mit dem Bundesverdienstkreuz, das heute übergeben wurde,  gewürdigt  wird.

Jürgen Kriz

Näheres zur Person z.B.  in  WIKIPEDIA:   Jürgen Kriz

Zum eigenen Ansatz  z.B. in WIKEPEDIA:  Personzentrierte Systemtheorie